Hallo, mein Name ist Hannes Fereg,

ich hatte im Oktober 2019 die Möglichkeit, nach 14 Jahren wieder in der KSV als medizinische Fachkraft/Krankenpfleger zu arbeiten. Dabei war ich gespannt, wie sich die Schule und das Leben dort verändert haben.

Aus zahlreichen Besuchen in den Jahren dazwischen habe ich gesehen, wie Neuerungen eingeführt wurden und die Schule gewachsen ist. So gibt es nun eine Photovoltaik- und Solarthermieanlage für Strom und warmes fließendes Wasser. Vorbei sind die Zeiten, als noch im Dunkeln kalt geduscht werden musste. Dies ist nicht nur „Luxus“, sondern bedeutet auch eine enorme Verbesserung der hygienischen Verhältnisse.

Schon vor vielen Jahren wurde eine gute Wasserfilteranlage installiert. Dies hatte zur Folge, dass Durchfallerkrankungen und Parasitenbefall auf ein Minimum reduziert wurden. Auch wurden in den Schlafräumen der gestampfte Lehmboden durch Steinböden ersetzt, was dazu führte, dass es einen deutlich geringeren Befall durch Bodenflöhe und die dadurch entstandenen Hautinfektionen gibt. Mit einigen Verbesserungen in der Küche und im Betreuungssystem mit dem Warden-Prinzip kann ich heute sagen, dass die Kinder und Mitarbeiter sowie die Volunteers in einem guten Gesundheitszustand sind und sich so noch besser auf ihre Aufgaben konzentrieren können.

Zur Zeit meines 1. Volontariats gab es ein Girls-Hostel und ein Boys-Hostel, nun gibt es je 4 Hostels mit je zwei Betreuern (Warden). Ich erinnere mich, wie ich meine Arbeit damals begann: mit einer Blechkiste mit Paracetamol und ein paar Pflastern auf den Stufen des Girls-Hostels. Ich betreute ca. 80 Kinder mit vielen Hautinfektionen wie Furunkel und Krätze. Auch Fälle von TBC hatten wir erlebt. Praktisch hatten alle Kinder im Winter durchgehend Atemwegserkrankungen. Meist brachten die Kinder diese schon von Zuhause mit und waren es gewohnt. Im Laufe meines Aufenthaltes bauten wir das erste „Bobohouse“. Dies kann man als kleine Praxis betrachten, in dem ich auch Kinder bei schwierigen Krankheitsverläufen aufnahm, um sie zu pflegen. Damals war es selbstverständlich, dass meine Arbeitsstätte auch meine Wohnstätte war, was dazu führte, dass ich zeitweise 24 Stunden arbeitete.

Heute gibt es all dies immer noch, aber längst nicht in diesem Ausmaß wie vor 14 Jahren. Trotz der Schülerzahl von ca. 180 ist die absolute Häufigkeit der Erkrankungen merklich gesunken. Dies schafft Ressourcen, um sich um weitere Aspekte intensiver zu kümmern. So ist z.B. ein wöchentlicher Besuch mit 10 Kindern im nahegelegenem SDM Dental Hospital (Zahnklinik) schon längst zur Routine geworden. Auch muss die medizinische Fachkraft längst nicht mehr im „Bobohouse“ wohnen. Durch die gute Zusammenarbeit mit den Hausbetreuern erhalten die Kinder eine fachlich begleitete und liebevolle medizinische Versorgung.

Eine weitere für mich völlig überraschende Veränderung, die durch die nun zuverlässige und dauerhafte Stromversorgung durch die schuleigene Photovoltaikanlage ermöglicht wurde, ist die Nutzung von modernen Kommunikationsmitteln. Es gibt für alles eine WhatsApp-Gruppe und im Gegensatz zu Deutschland existiert überall im Dorf genügend mobiles Internet. Der Informationsfluss ist damit einfacher und für die gestiegene Anzahl an Mitarbeitern gewährleistet. Leider geht damit eine mögliche permanente Erreichbarkeit einher. Notfälle sind sehr subjektiv und ich erhielt mehr als einen Anruf/Nachricht von einem Warden morgens um fünf, wenn die Kinder aufstehen, dass Schüler Schnupfen oder Husten hätten.

Langfristig ist das Ziel, die Warden mehr anzuleiten und zu schulen, damit diese die Erstversorgung selbst vornehmen können. So hatte ich angefangen, für jedes Hostel eine „Erste Hilfe Kiste“ zusammenzustellen und die Warden in die Behandlung der Kinder während der „Bobozeiten“ mit einzubeziehen. Auch die Fahrten ins Krankenhaus zu Routineuntersuchungen wurden nach und nach von den Warden mit übernommen. Diese Entlastung war bei meinem durchschnittlich 10-14 Stunden täglichem Arbeitspensum sehr willkommen. Zumal zunehmend auch Bewohner des Dorfes Kalkeri um medizinische Unterstützung baten. Da die meisten Arbeiter aus dem Dorf kamen und es sich also um Familienangehörige oder Arbeiter der Schule handelte, erweiterte sich so mein Arbeitsradius und mein Aufgabengebiet.

Mein Fazit: Meine Verbundenheit mit der KSV ist größer als je zuvor. Zu sehen, wie viel Lebensfreude die Kinder haben, wie dankbar sie für die Chancen sind, die sie erhalten und trotzdem Kinder bleiben, hat mich tief berührt. Die Wertschätzung, die ich von Ihnen und der ganzen Schule für meine Arbeit erhalten habe, haben mir die Freude an meinem Beruf wieder gebracht.